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Denkmale sind Zeugnisse der Geschichte, die immer wieder Opfer von Vandalismus und Schändungen werden. Seit der Zeit der Pogrome im Mittelalter und besonders seit der Shoah im Nationalsozialismus sind Schändungen als Zeichen von rassistischer Agitation bekannt. Genaue Analysen zu Schändungen können nur durch eine Datenauswertung gewonnen werden. In der Arbeit der AG sollen neben den jüdischen Begräbnisstätten auch die aktuell wachsenden Beisetzungsorte für Verstorbene der muslimischen Religion berücksichtigt werden, denn es gilt im Hinblick auf die sich wandelnde Gesellschaft auch die Sepulkralkultur von wachsenden Minderheiten in der Präventionsarbeit zu berücksichtigen.

Durch die Mitwirkung an der Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit wird die Sepulkralkultur in ihrer Bedeutung und Bekanntheit gestärkt und dadurch eine gesellschaftliche Sensibilisierung unterstützt. Es ist angedacht, durch geeignete Instrumente der Bevölkerung bei der Prävention und Tatermittlung Möglichkeiten der Mitwirkung zu geben, denn die Wahrung des immateriellen und ebenso des materiellen Erbes der Trauerkultur ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen.

Die Entwicklung von Pro- und Kontra-Kriterien zum Umgang mit religiösen Begräbnisstätten in der Öffentlichkeit sowie der Parameter für die Ermittlung einer Gefahrenprognose und -analyse und nicht zuletzt die Erarbeitung einer Präventions- und Interventionsstrategie bedürfen einer Erhebung und Analyse des Modus Operandi und der Entwicklung einer Typologie von Schändungen am sepulkralen Objekt in seinem räumlichen Umfeld.

Zudem ist es ein wichtiges Anliegen der AG, den Austausch und die Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen, die mit dem Thema in praktischer Hinsicht zu tun haben, zu fördern. Besonders der Austausch mit Repräsentantinnen und Repräsentanten der vertretenden Religionsgemeinschaften im lokalen Raum soll unterstützt werden. Das angedachte Netzwerk soll vertrauensvollen Umgang und Akzeptanz schaffen.

Derzeit befasst sich die AG mit der Erhebung und Bewertung der Sachlage, z. B. durch Sichtung und Auswertung von Fallakten zur Störung der Totenruhe, um auf dieser Basis bzw. aus den Ergebnissen Handlungsmöglichkeiten abzuleiten und diese im Netzwerk und mit den betreffenden Stellen in der Praxis, beispielsweise in der Bildungsarbeit, und in Form von Handlungsempfehlungen an Kommunen umzusetzen.

Am 21. März besuchten die AG-Mitglieder den Nordhäuser Hauptfriedhof und im Anschluss den alten jüdischen Friedhof. Sinn und Zweck des Aufsuchens dieser Orte war, sich ein Bild von den Begräbnisstätten von Juden und Muslimen zu machen und dabei die unterschiedlichen Sepulkralkulturen wahrzunehmen. Der Hauptfriedhof Nordhausen ist einer von derzeit vier Friedhöfen in Thüringen, der sowohl über einen jüdischen als auch über einen muslimischen Bestattungsbereich verfügt. Im Anschluss wurde der in den 1820er Jahren eröffnete jüdische Friedhof besucht, auf dem begleitend zum Digitalisierungsprojekt der Hochschule Nordhausen eine Info- und eine QR-Code-Tafel sowohl über den „Guten Ort“ in Nordhausen als auch über vier weitere Friedhöfe im Landkreis informieren. Als ein nahes Ziel der AG ist angedacht, über die QR-Codes zusätzlich eine schnellere Meldung von potenziellen Straftaten durch die Verlinkung mit einer Online-Meldefunktion für Besucher zu ermöglichen.