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Bericht zum Mediensymposium des LPR

Am 09.09.2019 richtete der Landespräventionsrat Thüringen (LPR) sein erstes Symposium im Collegium Maius in Erfurt aus. Thema war die Vermittlung von Wirklichkeit durch die Massenmedien, insbesondere die digitalen Medien.

Neben Behördenvertretern, Wissenschaftlern und Akteuren der thüringischen Präventionslandschaft konnte Prof. Dr. Thomas Ley, Leiter der Geschäftsstelle des LPR, im Namen des Staatssekretärs auch den Vorsitzenden des Deutschen Präventionstags, Prof. hc. Erich Marks, begrüßen.

Als Referent konnte der international renommierte Medienwissenschaftler Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Universität Tübingen) gewonnen werden.

Prof. Pörksen diagnostizierte in einem rhetorisch ausgefeilten Vortrag ein sich veränderndes Kommunikations- und Informationsklima in der digitalen Gesellschaft. Dieses sei gekennzeichnet durch

  • eine enorm hohe Übermittlungsgeschwindigkeit von Informationen,
  • eine aufgrund der Informationsfülle entstehende neue Ungewissheit,
  • neue Manipulationsmöglichkeiten, da gesendete Informationen gar nicht alle in Ruhe auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden können, und
  • eine neue Form der Sichtbarkeit, da mit dem Medium des Smartphones die Sphäre von Öffentlichkeit und Privatheit verschmelze.

Die Folge des sich veränderten Kommunikationsklimas sei eine zunehmende Nervosität der Gesellschaft. Prof. Pörksen skizzierte als denkbaren Ausweg aus dieser gereizten Stimmung das Modell einer redaktionellen Gesellschaft.

Nach dem Vortrag wurden Aspekte der Medienwelt in einem vierköpfigen Podium, dem neben dem Referenten Prof. Dr. Kai Hafez von der Universität Erfurt, Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Medienanstalt, und Polizeioberrat Dominik Fröhlich von der Landespolizeidirektion angehörten. Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Sebastian Haak, freier Journalist.

Prof. Hafez, der seine Forschungsschwerpunkte u. a. in der medialen Auslandsberichterstattung und kulturvergleichenden Medienethiken hat, mahnte an, die Kompetenzen des Mediennutzers nicht zu unterschätzen. Seiner Ansicht nach habe man es mit einer Krise des Journalismus zu tun, die unabhängig von der Digitalisierung bestehe. Menschen seien anfällig für Manipulationen, wenn es um Ereignisse gehe, die nicht in ihrer sozialen Nahwelt stattfinden. Präventiv sei es deshalb fruchtbar, die Dinge aus der Fernwelt in die Nahwelt zu holen, beispielsweise durch Diskurse mit Menschen aus „fremden“ Welten.

Herr Fasco erläuterte zunächst kurz die Aufgaben der Landesmedienanstalten, die er im Wesentlichen in der Aufsicht über die Sender und in der Präventions- und Bildungsarbeit im Medienbereich sehe. Er vertrat die Ansicht, dass sich analoge Medien infolge der Digitalisierung in einer Krise befinden. Deswegen sollten insbesondere kleinere, lokale Medien staatlich gefördert werden, um die Vielfalt des Medienangebots aufrecht zu erhalten. Seiner Meinung nach werde die Kontaktarmut im Alltag zunehmen und durch digitale Erlebnisse ersetzt, weshalb auch digitale Medienakteure, wie beispielsweise Blogger, zu unterstützen seien.

Herr Fröhlich erläuterte, dass er als Leiter des Direktionsbüros auch für die Pressestelle der Landespolizeidirektion zuständig sei und maßgeblich an der Einführung eines Accounts für Facebook, Twitter und Instagram seiner Behörde beteiligt gewesen sei. Ein bedeutsames Ereignis für diesen Schritt seien die guten Erfahrungen der Münchner Polizei nach dem Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum gewesen. Herr Fröhlich berichtete, dass die Informationsarbeit der Polizei in den sozialen Medien, insbesondere bei emotional aufgeladenen Lagen, sehr gut angenommen werde.

Was im Podium offen blieb, war die Frage, was im Diskurs über Medien unter Medienkompetenz verstanden wird. Medienkompetenz werde zwar von verschiedenen Seiten eingefordert, es sei aber keineswegs klar, was sie beinhalte. Einig waren sich die Diskutanten im Podium, dass Medienkompetenz über die Benutzung von Technik und die Einrichtung von Accounts hinausgehe. Prof. Hafez definierte sie als Fähigkeit, sich im Mediendiskurs bewegen zu können. Herr Fasco sah sie als Befähigung, die Interessen der Medienakteure zu hinterfragen. Prof. Pörksen stellte die Medienmündigkeit in den Mittelpunkt.

Die Veranstaltung stieß auf gute Resonanz beim Publikum und zeigte, dass die neuen Medien gesellschaftliche Chancen und Risiken in sich bergen und die Frage der Ethik auch in der zunehmend digitalisierten Welt bedeutsam bleiben wird.